Neue Domainendungen sinnvoll? TLD Ranking-Analyse
Warum kein Weg an .de vorbeiführt
Um die seit Oktober 2013 nach und nach eingeführten ngTLDs .online, .gratis, .fitness & Co. ist es auch im August 2017 noch sehr ruhig. Die neuen Top-Level-Domains scheinen unsichtbar zu sein und in einigen Berichten ist sogar von rückläufigen Registrierungszahlen die Rede. Außer Frage steht, dass Beliebtheit und Nachfrage heute weit hinter den ursprünglichen Erwartungen von Registries und Registraren liegen. Der erhoffte Hype blieb definitiv aus. Wir zeigen, wie sichtbar die „New gTLDs“ in den Suchmaschinen sind und klären auf, ob die Wahl einer Domain unter den neuen Domainendungen sinnvoll ist.
Ob TV-Werbung, Radiospots, Zeitschrift, Zeitung, Plakat oder KFZ-Beschriftung: Geht man nach diesen Medien und Werbeformen, scheinen die neuen Domainendungen auch heute, immerhin knapp vier Jahre nach Einführung der ersten ngTLDs, förmlich nicht zu existieren. Und das trotz großem Trommelwirbel und teils sehr aggressiven Promotion-Aktionen, wie zum Beispiel der kostenlosen Herausgabe von Domains unter der ngTLD „.xyz“.
Das Statistik-Portal „Statista“ macht sichtbar, dass die weltweiten Registrierungszahlen unter den neuen Top-Level-Domains stagnieren und aktuell sogar rückläufig sind. (Stand: August 2017)
Doch wie sieht es in den Suchmaschinen aus? Können die neuen Domainendungen wenigstens in den deutschen Suchergebnissen mitmischen? Um das zu beurteilen, haben wir Googles SERPs (Suchergebnisseiten) auf Rankings der neuen Domainendungen überprüft und wollten wissen:
- Wie viele Domains mit einer neuen Endung werden gefunden?
- Welche der neuen Domainendungen werden wie oft gefunden?
- Wie sieht im August 2017 die generelle Verteilung der Top-Level-Domains in den deutschen SERPs aus?
Ranking der Domainendungen bei Google
Grundlage unserer Analyse zum Ranking der TLDs waren die organischen Ergebnisse 1-100 der neutralen, nicht geo-lokalisierten Desktop-Suche von insgesamt 100 bunt gemischten und beliebig gewählten Keywords wie fitness, heizung, fliesen, hochzeit, nachhilfe, matratze, drohne, bikini, handtücher oder versicherung unter google.de.
Verteilung der Domainendungen in den Google Top 10
Die Grafik spricht eine eindeutige Sprache. Bei durchschnittlich 9,19 organischen Suchergebnissen auf der ersten Seite (Platz 1-10) konnte bei 100 untersuchten Suchbegriffen und damit unter insgesamt 919 Ergebnissen nur eine einzige ngTLD gesichtet werden (.jetzt).
Wie zu erwarten war, dominiert die etablierte Endung „.de“ mit mehr als 85 % (783 von 919 Ergebnissen) ganz eindeutig die Top 10, gefolgt von einer mit nur 62 Ergebnissen extrem weit abgeschlagenen „.com“ (6,75 %) und der bedingt durch Wikipedia auf immerhin 5,88 % (54 Ergebnisse) gepushten „.org“-Endung.
Überraschend: Auch die „alten“ und verhältnismäßig bekannten TLDs „.net“ (eingeführt im Jahr 1985), „.info“ (2001) und „.eu“ (2005) haben sich lediglich elfmal (.net), viermal (.info) und einmal (.eu) in die Top 10 verirrt.
Wie sieht es auf den Plätzen 11-100 aus?
Werden die neuen Domainendungen wenigstens auf den Plätzen 11-100 sichtbar?
Verteilung der Domainendungen auf den Plätzen 11-100
Um die Sichtbarkeit der neuen Endungen innerhalb unserer Auswertung überhaupt erst erfassbar zu machen, wurden alle gefundenen ngTLDs in der Grafik zu einer Platzierung zusammengefasst und kamen trotzdem nur auf einen Gesamtanteil von 0,40 % (36 von 8.932 Ergebnissen).
Gefolgt werden die zehn in der Grafik aufgezeigten Platzierungen von insgesamt 0,66 % weiteren ccTLDs (Country-Code-Top-Level-Domains), worunter sich Endungen wie .uk (Vereinigtes Königreich), .fr (Frankreich) und .co (Kolumbien) befanden, sowie von lediglich 0,19 % weiteren gTLDs (generische Endungen ohne Länderbezug) wie z.B. .biz, .aero und .museum.
Die ansonsten sehr unbekannte TLD „.cc“ (ccTLD der Kokosinseln) hat es bedingt durch das bekannte und in den Suchmaschinen gut sichtbare Online-Wörterbuch „dict.cc“ mit 0,54 % immerhin auf Platz 5 der in unserer Analyse sichtbarsten Domainendungen gebracht.
Weiterhin bleibt noch erwähnenswert, dass bei allen Suchanfragen keine einzige ngTLD innerhalb der bezahlten Suchergebnisse (AdWords Werbeanzeigen) erschien.
Korreliert die Sichtbarkeit der Top-Level-Domains mit der Anzahl registrierter Domains?
Ist die dargestellte Sichtbarkeit im deutschen Suchmaschinenranking mit der Anzahl der jeweils unter den einzelnen TLDs registrierten Domains zu erklären?
Die nächste Grafik zeigt die prozentuale Sichtbarkeit (Suchergebnisse 1-100) der sechs wichtigeren TLDs und der ngTLDs sowie zum Vergleich die Anzahl registrierter Domains (100% = .com mit 126,9 Millionen registrierten Domains). Für die neuen Domainendungen wurde wieder eine Summe von allen unter den ngTLDs registrierten Domains gebildet (26,8 Millionen).
Sichtbarkeit der TLDs und Anzahl der registrierten Domains
Es ist klar erkennbar, dass keinerlei Korrelation zwischen der Sichtbarkeit der Top-Level-Domains in den deutschen Suchergebnissen und der Anzahl der jeweils hierunter registrierten Domains besteht. Auf die Frage, ob die geringe Sichtbarkeit der neuen Domainendungen mit dem vergleichsweise jungen Alter dieser Endungen (eingeführt erst ab 2013) zu erklären ist, gehen wir später im Artikel noch ein.
Welche der neuen Domainendungen wurden in den Top 100 gefunden?
Eine Auswertung, welche der ngTLD überhaupt in Googles Top 100 vertreten sind, brachte folgendes Ergebnis:
Welche ngTLDs wurden in den Suchergebnissen gefunden?
Erkennbar ist, dass die Anzahl der gefundenen, neuen Domainendungen mit lokalem Bezug (.nrw, .koeln, .berlin, .hamburg usw.) deutlich überwiegt.
Auch wenn sich unsere Ranking-Analyse auf eine vergleichsweise geringe Datenbasis beschränkt, die prozentuale Verteilung der TLDs dürfte sich selbst bei einer enormen Ausweitung des Datenbestandes nicht großartig ändern.
Werden die neuen Endungen von Google im Ranking benachteiligt?
Nein. Google verkündete bereits im Juli 2015 offiziell, dass sich durch Verwendung der neuen Domainendungen keine direkten Nachteile beim Ranking ergeben und bei der Bewertung nicht zwischen neuen Top-Level-Domains und etablierten Endungen wie .com, .net oder .org unterschieden wird.
Allerdings dürfte sich die Verwendung einiger ngTLDs auf das Nutzerverhalten auswirken. Vorstellbar sind eine geringere Klickrate (CTR) in den Suchergebnissen (noch sind nicht jedem Internetnutzer Endungen wie „.guru“ oder „.xyz“ geheuer) sowie eine höhere Absprungrate, wenn zum Beispiel die Website in einer Sprache verfasst ist, die vom Nutzer nicht erwartet wurde. Es ist durchaus denkbar, dass sowohl Klickrate als auch Absprungrate und Aufenthaltsdauer bereits jetzt einen zumindest geringen und indirekten Einfluss auf das Ranking haben oder in Zukunft haben werden.
Was sagt das Ergebnis der Analyse aus?
Das Ergebnis unserer kleinen Ranking-Analyse dürfte das subjektive Empfinden der meisten deutschen Internetnutzer ganz eindeutig bestärken:
- Gefühlt gibt es in Deutschland nur eine Domainendung: .de
- Wer oder was ist „ngTLD“?
Eine Befragung von 1.000 Passanten in deutschen Städten nach „einer bekannten Domainendung“ dürfte aktuell ein sehr ähnliches Ergebnis liefern.
Die beliebte Top-Level-Domain „.de“ sticht alle anderen TLDs aus
Was Google unter den Suchmaschinen und Amazon im Bereich Shopping ist, heißt unter den Domainendungen „.de“ – zumindest in Deutschland.
Deutsche Unternehmen betreiben ihre Website bis auf eine Hand voll Ausnahmen ausschließlich unter der beliebten und etablierten Domainendung „.de“. Sieht man sich Werbung im Fernsehen an, hört man Werbespots im Radio oder blättert durch Magazine und Zeitungen: „.de“ ist allgegenwärtig.
Die im November 1986 delegierte länderspezifische Domainendung der Bundesrepublik Deutschland ist heute mit mehr als 16,2 Millionen registrierten Domains nach .com, .tk (kostenlos) und .cn die viertgrößte Top-Level-Domain weltweit.
Sind die neuen Domainendungen sinnvoll?
Möchte man auf diese Frage eine auch für Nichtkenner nachvollziehbare und greifbare Antwort finden, kann man die gesamte Situation durchaus auf einen Vergleich mit Verkehrsmitteln übertragen.
Etablierte Domainendungen wie .de (Flugzeug), .com (Auto), .net (Bahn), .org (Bus), .info (Fahrrad) und .eu (Skateboard) bringen uns allesamt an das gewünschte Ziel und stehen jeweils in ausreichender Menge zur Verfügung. Alleine diese wenigen Endungen bieten zumindest aus technischer Sicht einen nahezu unbegrenzten Namensraum.
Sind also nun wirklich weitere Tausend unterschiedliche Verkehrsmittel erforderlich, die auch noch allesamt „langsamer“ und „unsicherer“, aber trotzdem deutlich teurer sind? Wer möchte als „Fußgänger“ ein Rennen gegen Flugzeug, Auto oder Bahn antreten?
Sofern sich im Internet (positive) Berichte zu den neuen Domainendungen finden, handelt es sich dabei nahezu ausnahmslos um werbende Pressemitteilungen von Registraren, die durch die Registrierung von Domains unter den New TLDs natürlich Geld verdienen. Der Einfallsreichtum bei der Bewerbung der neuen Endungen bleibt dabei jedoch ganz häufig auf der Strecke. Eine Werbeaussage wie „.fitness - Nur etwas für starke Leute - mit dieser Endung machen sie ihre Homepage so richtig fit“ ist hier nur eine von vielen wahnwitzigen Ideen.
Euphorie gibt es hinsichtlich der New gTLDs bei Spekulanten und Domainhändlern, die in Summe gewiss auch einen großen Teil der unter den neuen Endungen registrierten Domains halten dürften. Die Verkaufschancen sind hier in Anbetracht der Umstände und der mangelnden Nachfrage seitens Endnutzern im Vergleich zu guten Begriffen unter etablierten Top-Level-Domains zweifelsohne als äußerst gering einzustufen. Zwar wurden der Öffentlichkeit bereits einige hochpreisige Verkäufe bekannt, wobei aber fraglich bleibt, ob diese nicht der Promotion einzelner ngTLDs dienten.
Warum sind die ngTLDs in Deutschland kaum auffindbar und unbekannt?
Leider kann diese interessante Frage nicht abschließend beantwortet werden. Viel zu kurz gegriffen ist jedenfalls die oft hervorgebrachte Begründung, es sei einfach „noch zu früh“. Spätestens nach Betrachtung von Sichtbarkeit und Bekanntheitsgrad der sehr alten gTLDs „.net“ (eingeführt im Jahr 1985), „.info“ und „.biz“ (beide 2001) muss diese nämlich ganz stark angezweifelt werden. Und schließlich existieren noch weitere „alte“ Top-Level-Domains, die dem durchschnittlichen Internetnutzer ebenfalls nahezu unbekannt sind. Warum sollten die neuen Domainendungen beliebter und bekannter als diese werden?
Nachdem Google bekannt gab, dass die neuen Domainendungen beim Ranking de facto nicht anders behandelt werden, können auch gravierende SEO-Nachteile als Grund ausgeschlossen werden. Zumindest teilweise, denn das Nutzerverhalten als Rankingfaktor (CTR in den Suchergebnissen, Absprungrate usw.) wird durch die neuen Endungen vermutlich sehr wohl intensiv beeinflusst.
Eine gute Erklärung für die mangelnde Sichtbarkeit und den äußerst geringen Bekanntheitsgrad könnte in der Qualität und Struktur der Registranten (Inhaber der Domains) liegen. Die allermeisten Unternehmen verfügen bereits über eine seit vielen Jahren eingeführte Website unter den etablierten Top-Level-Domains. Der größte Teil dieser Unternehmen dürfte sich also wenig bis gar nicht für die neuen Endungen interessieren. Es besteht keine Veranlassung, eine seit vielen Jahren eingeführte und in den Suchmaschinen gut platzierte Domain zu ändern, noch bieten sich durch die zusätzliche Registrierung einer ngTLD konkrete Vorteile. Selbst neu gegründete Unternehmen greifen für ihre Website zumeist auf bekannte Domainendungen wie .de oder .com zurück.
Wie bereits erwähnt, dürften Spekulanten und Domainhändler einen größeren Teil der Registranten bilden. Zudem sind an dieser Stelle mehrfach aufgekommene Gerüchte zu erwähnen, wonach so manch eine Registry eigens für eine Vielzahl unter der selbst vertriebenen Domainendung registrierten Domains verantwortlich sei, um dem Markt eine besonders große Beliebtheit der eigenen TLD zu suggerieren und damit künstlich eine höhere Nachfrage zu erzeugen.
Beide genannten „Inhabertypen“, sofern man beim zuletzt genannten Fall überhaupt von Inhaber sprechen kann, sind einer echten und nachhaltigen Bekanntheitssteigerung der ngTLDs natürlich nicht dienlich. Die Domains werden in den seltensten Fällen mit Inhalt gefüllt und auch nicht mühsam beworben, sondern liegen ungenutzt und brach herum. Mit Glück findet man sie vielleicht noch als Eintrag auf einer Domainhandelsplattform. Logische Konsequenz ist, dass diese Domains dann weder auf vorderen Plätzen in den Suchergebnissen, noch in der TV-Werbung oder auf LKW-Planen erscheinen. Die Website ntldstats.com nennt in ihren Statistiken neben dem sich auf Talfahrt befindlichen Gesamttrend der ngTLDs einen aktuellen Anteil von 63,55 % geparkten, also ungenutzten Domains unter allen ngTLDs, sowie weiteren 14,13 % in der Löschphase. Es sind sehr ernüchternde Zahlen, die keine gute Prognose zulassen.
Am wichtigsten ist die abschließende Frage, ob es überhaupt eine ausreichend große, „echte Nachfrage“ und damit einen tatsächlichen Markt für die neuen Domainendungen gibt. Benötigt das Ruhrgebiet mit „.ruhr“ wirklich eine eigene Domainendung? Und wem könnte man eine Verwechslung der neuen Top-Level-Domains „.hotel“ und „.hotels“ (beide voraussichtlich 2017) verübeln? Hinter den Fragen nach Sinn und echtem Mehrwert der neuen Domainendungen stehen sehr große Fragezeichen.
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Welche Vorteile haben die neuen Domainendungen?
- Ist die Wunschdomain unter den etablierten Top-Level-Domains bereits vergeben und ein Kauf dieser Domain nicht möglich, so bieten sich mit den zahlreichen neuen Endungen viele Möglichkeiten, den ursprünglich gewählten Wunschbegriff doch noch zu verwenden. Weiterhin sind der Kreation von außergewöhnlichen Internetadressen kaum noch Grenzen gesetzt.
- Während man Sinn und Mehrwert der meisten neuen Domainendungen stark anzweifeln muss, haben einige Endungen durchaus Potenzial und eine Daseinsberechtigung. Zu nennen sind hier als Beispiele die ngTLDs „.shop“, „.blog“ und „.online“. Eine entsprechend vorgesehene Nutzung vorausgesetzt, können Domains wie „wein.shop“, „sport.blog“ oder „mahnung.online“ durchaus akzeptable und auch kürzere Alternativen zu „weinshop.de“, „sportblog.de“ oder „mahnung-online.de“ sein, sofern man mit den folgenden Nachteilen leben kann:
Welche Nachteile haben die neuen Domainendungen?
- Als vielleicht größten Nachteil muss man zunächst einmal die sehr schlechte Erkennbarkeit als Domain anführen. Nur Nerds und Online-Menschen dürften auf den ersten Blick erkennen, dass es sich bei „china.restaurant“, „your.fitness“ oder „holz.haus“ tatsächlich um Internetadressen handelt. Und dieser ganz gravierende Nachteil besteht leider nicht nur bei der visuellen Wahrnehmung dieser neuen Adressen, sondern auch bei der akustischen Wahrnehmung. Ertönt am Ende einer TV- oder Radiowerbung die Aussage „Fordern Sie jetzt Ihren Gutschein auf your.fitness an!“, wird die genannte Adresse entweder gar nicht erst als Domain wahrgenommen, oder der Internetnutzer wird sich spätestens bei der Eingabe der Domain am PC fragen: „Unter welcher Endung denn, .de oder .com?“
- Ebenfalls bestehen bei den neuen Domainendungen die Nachteile der extrem schlechten Merkbarkeit sowie der deutlich erhöhten Verwechslungsgefahr. Die Domainendung „.de“ ist in den Köpfen der deutschen Internetnutzer heute so stark verankert, dass ein Nutzer sich häufig nur noch die Second-Level-Domain (das, was vor dem .de steht) merkt. Eingegeben wird dann am Ende der Adresse einfach „.de“, was auch sonst? Wurde Frau Müller heute Morgen auf der Arbeit „your.fitness“ als Internetadresse eines guten Fitness-Studios empfohlen, so ist äußerst wahrscheinlich, dass Frau Müller am Abend „yourfitness.de“ oder „your-fitness.de“ aufrufen wird. Es ergeben sich zwangsläufig enorme Streuverluste. Wer möchte schon das Marketing für den Mitbewerber, der seine Website unter der gleichnamigen .de-Domain betreibt, übernehmen? Weiterhin ist fraglich, wer bei knapp 2.000 neuen Endungen überhaupt noch den Überblick behalten soll, zumal sich einige der ngTLDs (u.a. „.hotel“ und „.hotels“) sehr gleichen und damit leicht verwechseln lassen.
- Verwirrung im Hinblick auf Sprache und Lokalisierung: Sieht der durchschnittliche deutsche Internetnutzer die Domain „parkett.de“, so wird er damit im Sekundenbruchteil eine deutsche Website zum Thema Parkett assoziieren, nach Eingabe dieser Domain auch erwarten und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch vorfinden, egal ob Online-Shop, Infoportal oder Hersteller-Website. Doch in welcher Sprache sind die Websites unter „china.restaurant“ oder „your.fitness“ verfasst? Und befindet sich das Restaurant oder Fitness-Studio überhaupt in Deutschland? Die bloße Sichtung der Domains lässt hier keinerlei Rückschlüsse zu. Ausnahmen bilden hier natürlich neue Domainendungen mit lokalem Bezug wie „.berlin“, „.hamburg“ oder „.nrw“.
- Neue Domainendungen werden zunehmend für illegale Phishing-Mails und Spam genutzt. Siehe hierzu auch den Reputationsindex der TLDs auf spamhaus.org. Ein Umstand, der das Vertrauen in die neuen TLDs definitiv nicht stärken wird. Die Endung „.de“ ist hingegen in den Köpfen deutscher Internetnutzer als sichere und seriöse TLD bekannt, nicht zuletzt wegen der vergleichsweise strengen Restriktionen und Regularien der DENIC eG, als Betreiberin dieser Top-Level-Domain.
- Auch gibt es immer wieder vereinzelte Berichte über technische Probleme mit den neuen Endungen, wonach E-Mail-Adressen von diversen E-Mail-Clients (Programme zum Abruf und Versand von E-Mails) nicht akzeptiert wurden. Ebenso prüfen viele Websites die Eingaben in Kontaktformularen auf Validität und Plausibilität. Dazu gehört oft auch, dass bei der E-Mail-Adresse Extensions mit einer Länge von mehr als vier Zeichen (u.a. .fitness) nicht akzeptiert werden und ein Versand des Formulars damit blockiert werden könnte.
Die ngTLD „.online“ in einer Spam E-Mail
Auch aus finanzieller Sicht gibt es Nachteile
- Die jährlichen Gebühren für Domains mit neuer Endung sind durchschnittlich deutlich höher als bei etablierten TLDs. Beispiele: „.reise“ (149,- € / Jahr), „.game“ (499,- € / Jahr), „.baby“ (79,- € / Jahr) - Preise inkl. 19% MwSt. - Quelle: United Domains. Vergleich: Die durchschnittliche Jahresgebühr für eine „.de“-Domain liegt bei gerade einmal 5,- € - bei „.com“ sind es etwa 15,- €.
- Unter vielen neuen Domainendungen gelten bessere Begriffe als sogenannte „Premium-Domains“. Hier legt die jeweilige Registry (Vergabestelle) die Gebühren fest, die schon mal mehrere Tausend Euro betragen können - pro Jahr! Es ist mehr als fraglich, ob dieses Vorgehen einer Steigerung von Bekanntheitsgrad und Beliebtheit der neuen Endungen zuträglich ist. Bei den etablierten TLDs gibt es hingegen keine begriffsabhängige Gebührendifferenzierung.
Fazit & Empfehlung
Es wird wohl noch einige Jahre dauern, bis die ngTLDs zu allen Internetnutzern vorgedrungen sind, sie auf mehr Akzeptanz stoßen und sich die eine oder andere neue Domainendung vielleicht sogar etabliert hat. Die allgemeine Zukunftsprognose sieht momentan allerdings alles andere als rosig aus.
Für private Zwecke kann der erweiterte Namensraum aber bereits jetzt eine tolle Sache sein. Durch die Vielzahl an neuen Endungen lassen sich witzige und ausgefallene Adressen für die eigene Homepage kreieren und man kann den favorisierten Begriff wenigstens mit einer anderen Endung nutzen.
Sobald das Vorhaben jedoch nur ansatzweise in den gewerblichen Bereich geht, Produkte oder Dienstleistungen angeboten werden und die Website (irgendwann) einmal Geld einbringen soll, raten wir aus benannten Gründen nach wie vor ganz klar und unmissverständlich zu den etablierten Domainendungen „.de“ und/oder „.com“.
Ist die Wunschdomain unter diesen Endungen bereits vergeben, bieten sich folgende Möglichkeiten an:
- Wird die vergebene Domain vom Inhaber tatsächlich aktiv genutzt? Falls nicht, so besteht eine durchaus große Chance, dass die Domain zu einem erschwinglichen Preis zu erwerben ist. Bei einer komplett leeren Seite ohne Kontaktdaten lohnt sich eine WHOIS-Abfrage (für .de unter denic.de). Hier erfährt man, wer Inhaber der gewünschten Domain ist. (Update: Seit Einführung der DSGVO im Jahr 2018 aus Gründen des Datenschutzes leider nicht mehr möglich.) Enthalten die WHOIS-Daten weder E-Mail-Adresse noch Rufnummer, kann man dem Domaininhaber natürlich auch ein Anschreiben per Post senden.
- Steht die Domain offiziell zum Verkauf? Sofern sich auf der Website ein Verkaufshinweis findet und/oder die Domain bei der Domainhandelsplattform Sedo eingetragen ist, so ist der Domaininhaber generell dazu bereit, die Rechte an der Domain zu verkaufen. In Anbetracht der aufgezeigten Nachteile anderer Domainendungen lohnt es sich nahezu immer, etwas Geld in die Hand zu nehmen und die Domain erster Wahl zu kaufen, statt auf eine andere Top-Level-Domain auszuweichen. Es wird sich spätestens mittelfristig auszahlen. Schließlich möchte man ja das neue, teure Haus (symbolisch für ein Online-Projekt, in das viel Geld und Zeit investiert wird) auch auf einem möglichst schönen Grundstück und in bestmöglicher Lage bauen, nicht nur alleine wegen der Steigerung des Verkehrswertes.
- Kommt eine leichte Abwandlung des ursprünglich gewählten Wunschnamens in Frage? Vielleicht auch einer der oft genutzten Zusätze wie „-online“ oder „24“?
- Ist die Wahl eines Fantasiebegriffs eine Alternative? Hier bitte unbedingt vorab eine Markenrecherche auf der Website des DPMA (Deutsches Patent- und Markenamt) durchführen oder von einem spezialisierten Rechtsanwalt beraten lassen. Anders als beschreibende Begriffe wie zum Beispiel „Möbel“, „Sport“ oder „Elektrotechnik“ sind erdachte Fantasiebegriffe durchaus als Marke schutzfähig.
Was wir für Sie tun können
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Gerne beraten wir Sie objektiv und garantiert unabhängig von eigenen Verkaufsinteressen. Gemeinsam mit Ihnen finden wir die richtige Domain für Ihr Vorhaben, damit Sie bereits von Anfang an alles richtig machen. Mit 20 Jahren Erfahrung im Domaingeschäft und mehr als 5.000 erfolgreich verkauften Domains sind wir Ihr idealer Ansprechpartner bei allen Fragen rund um Domains.
- Aktuell verfügen wir über ein Portfolio von 4.000 .de Domains aus allen Themenbereichen und für jedes Budget.
- Wir arbeiten eng mit einem Netzwerk aus Domainexperten zusammen, wodurch wir sofort auf einen Pool von etwa 50.000 hochwertigen, zum Verkauf stehenden .de Domains mit direktem Draht zum jeweiligen Domaininhaber zurückgreifen können.
- Sie interessieren sich für eine ganz bestimmte, bereits vergebene Domain? Gerne treten wir in Ihrem Auftrag mit dem Domaininhaber in Kontakt und bemühen uns, die Domain zu einem gerechten Marktpreis für Sie anzukaufen. Von der treuhänderischen Zahlung bis hin zum technischen Transfer der Domain übernehmen wir auf Wunsch die gesamte Abwicklung.